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  Königliche Hochzeit Potsdam
  950 Jahre Hohenzollern
 


Pax vobiscum


950 Jahre Haus Hohenzollern
von Prof. Stribrny, W. Wandesleben


Burchardus et Wezil de Zolorin occiduntur" (Burchard und Wenzel von Zollern wurden getötet) steht für das Jahr 1061 in den Annalen des Mönchs Hermann von der Insel Reichenau im Bodensee. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob die Brüder ermordet wurden oder gegeneinander im Zweikampf fielen. Wir wissen es nicht und werden es vermutlich niemals wissen.

Man darf in aller Gelassenheit davon ausgehen, dass es Hohenzollern seit tausend Jahren in führenden Stellungen gibt, wenn sie auch erst 1061 schriftlich erwähnt sind.

Es handelt sich weltgeschichtlich gesehen um eine völlig einzigartige Familie: Sie steht seit fast tausend Jahren im öffentlichen Leben. Einst wie heute war und ist ihr Mittelpunkt die Burg Hohenzollern in Schwaben. Wie die Hohenstaufen und die Habsburger sind die Hohenzollern schwäbischen Ursprungs. Dem Verfasser ist keine andere Familie bekannt, die drei geniale Herrscher - den Großen Kurfürsten (1640-1688 regierend) und die Könige Friedrich Wilhelm I (1713-1740) und Friedrich den Großen (1740-1786) - hervorgebracht hat. Dazu treten, jedenfalls vom sechzehnten bis zwanzigsten Jahrhundert eine Fülle von überdurchschnittlich begabten Herrschern. Hochbegabte nachgeborene Prinzen sollen nicht vergessen werden und schon gar nicht bedeutende Herrscherinnen und Prinzessinnen. Dabei denken wir nicht nur an solche, die in das Haus eingeheiratet haben, sondern auch an die, die in andere hochadelige Familien heirateten. Auch in der Gegenwart gibt es in beiden Linien überzeugende Hohenzollern!

1085 beginnt die bis zur Gegenwart führende ununterbrochene Ahnenreihe mit Friedrich I Graf von Zollern. Friedrich ist der eindeutige Leit-Vorname des Hauses  bis zu den beiden heutigen Chefs Prinz Georg Friedrich von Preußen und Fürst Karl Friedrich von Hohenzollern

1192 wird der Enkel des Ahnherren Friedrich Burggraf von Nürnberg. Dier Erhebung  der Zollern erfolgt durch den mächtigen Stauferkaiser Heinrich VI. (Sohn Barbarossas und Vater Kaiser Friedrichs II.).

1214 kommt es zur Teilung: Es entstehen die uns bekannten beiden Linien. Bei den schwäbischen Hohenzollern (seit 1535 mit dem Schloss Sigmaringen als Mittelpunkt) handelt es sich um die ältere Linie, die den sicheren schwäbischen Hausbesitz zwischen oberer Donau und oberem Neckar einst wie heute prägt. Seit 1866 (bis 1947) stellte diese Linie die Fürsten bzw. (ab 1881) Könige von Rumänien.

Die Burggrafschaft Nürnberg war damals" trotz des wohlklingenden Namens mit wenig Eigenbesitz ausgestattet; der Burggraf war aber Haupt des dortigen Landgerichts. Von der Burggrafschaft Nürnberg aus wurde der Weg in die Mark Brandenburg und in das Ordensland Preußen angetreten. Beide Häuser blieben stets in Verbindung und wussten voneinander.

Seit der Reformation, der sich die brandenburgischen Hohenzollern anschlossen, gab es zwar keine Eheverbindungen mehr, aber man half sich, wo es ging: Förderten im 19.Jahrhundert die Preußen die schwäbische Linie, so haben nach 1945 die schwäbischen Hohenzollern der entrechteten preußischen Linie unter die Arme gegriffen.

Friedrich I. (reg. 1688 bis 1713) krönte sich am 18. Januar 1701 im Königsberger Schloss  zum König in Preußen. Das war keineswegs nur ein symbolischer Akt - so wichtig er war. In Königsberg wurde der Schwarze-Adler-Orden gestiftet, dessen Devise Suum cuique in den Statuten mit "Gerechtigkeit gegen jedermann" wiedergegeben wurde. Damit wurden die Ritter des Hausordens und damit die führende Schicht des neuen Königreichs auf Recht und Gerechtigkeit ohne Ansehen der Person verpflichtet. Der Weg beginnt, der unter Friedrich dem Großen (nach Abschaffung der Folter beim Regierungsantritt 1740) mit dem unter ihm ausgearbeiteten Allgemeinen Landrecht dazu führt, dass Preußen zum ersten Rechtsstaat auf dem europäischen Kontinent wird. Dass unter Friedrich I. und seiner Königin Sophie Charlotte in Preußen die Kultur aufblühte, ist noch am ehesten bekannt.

Dank Friedrich Wilhelm I. (reg. 1713 bis 1740), dem Bürger- und Soldatenkönig, wurde Preußen zum ersten großen Land, in dem die allgemeine Schulpflicht für Mädchen und Jungen galt. Es dauerte zwar bis etwa 1750, bis die neue Ordnung in den letzten Walddörfern durchgesetzt war, aber in Frankreich galt erst ab 1880, in England ab 1884 die Allgemeine Schulpflicht. Warum spricht niemand darüber?

Unter Friedrich II. dem Großen (reg. 1740 bis 1786) wurde Preußen nicht nur zum ersten Rechtsstaat auf dem Kontinent, sondern weltweit zum ersten Land, in dem Religionsfreiheit herrschte. Tolerant kann man leicht sein, wenn nur eine kleine Minderheit anders glaubt als die große Mehrheit. Mit der Eroberung Schlesiens waren 20% der Preußen katholisch. Für sie baute Friedrich der Große mitten in Berlin die St.Hedwigs-Kirche (heute Kathedrale des Erzbistums Berlin). Geweiht wurde sie 1773 vom Ermländer Fürstbischof Graf Krasicki, der zur Potsdamer Tafelrunde des Königs gehörte.

Als Friedrich Wilhelm III. (reg. 1797 bis 1840) nach dem Frieden von Tilsit im letzten Winkel Preußens residierte, sagte er "Was Preußen an physischen (=materiellen) Kräften verloren hat, muss es durch geistige ersetzen". Das führte 1810/1811 zur Gründung der Berliner Friedrich Wilhelm-Universität, die in der Einheit und Freiheit von Forschung und Lehre zum Vorbild für alle führenden Universitäten in der Welt wurde (und zum heutigen Gegenpol zur Bologna-Reform mit ihrer Verschulung).

Unter König und Kaiser Wilhelm I. (reg.1861 bis 1888) wurde Deutschland 1871 geeint. In dem neuen Deutschen Reich wurden Einheit und Freiheit vereinigt. Es war - ähnlich wie 1990 – eine Reichsgründung von unten (alle deutschen Landtage, besonders der demokratisch gewählte Norddeutsche Reichstag, stimmten mit überwältigender Mehrheit zu) und von oben (durch die deutschen Länder unter Preußens Führung). Das Kaiserreich von 1871 war die erste Großmacht der Welt, in der das demokratische Wahlrecht (allgemein, frei, gleich und geheim) galt. Je länger es bestand, desto deutlicher war es auf dem Weg von der konstitutionellen zur parlamentarischen Monarchie.

Mit der Botschaft Wilhelms I. 1881 an den Reichstag begann die Sozialgesetzgebung. Das Kaiserreich wurde zum ersten Sozialstaat der Welt. Heute, wo wir längst die Grenzen der Sozialstaatlichkeit überschritten haben, wissen wir aber, dass er im Kern unverzichtbar ist.


Es grüssen Sie herzlichst

Tobias Lein u. Barbara Schubert


 
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